Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Jesus ganz modern

21. Dezember

Der Advent ruft uns in besonderer Weise auf, wachsam zu sein für das Kommen Jesu und seiner Botschaft von der Endzeit. Modern ausgedrückt heißt das, wir sollen aufmerksam, achtsam sein. In meinem Fitnessstudio gibt es inzwischen auch Meditations- und Aufmerksamkeitskurse.

Sich selbst wahrnehmen, auf seinen Körper hören, was gerade dran ist, was ich wirklich brauche, was mir guttut. Schön und gut, aber darum geht es Jesus nicht. Er hat die endzeitliche Perspektive, wenn Raum und Zeit keine Rolle mehr spielen, also auch nicht mehr unser irdischer Körper.

Wo Jesus aber ganz modern ist: Er erinnert an die Unberechenbarkeit des Lebens. Das gilt im Guten wie im Schlechten.

Ich denke an die Frau, die im Alter noch fit und gesund war, viele Pläne hatte. Der Schlaganfall hat von heute auf morgen alles verändert. Ich denke an das junge Paar, das sich so sehr Nachwuchs wünschte, es aber nie geklappt hat, bis eines Tages dann doch die Nachricht über die Geburt kam. Oder auch an die Autofahrerin, der während der Fahrt eine Betonplatte aufs Auto fiel.

Das Leben ist unberechenbar, auch nicht wirklich vorhersehbar, bei allen Analysedaten und Hochrechnungsmöglichkeiten, bei allen technologischen Möglichkeiten. Leben bleibt überraschend, positiv wie negativ.

Deshalb frage ich mich in diesen Wochen vor Weihnachten: Lebe ich so, dass mich auch die letzte irdische Überraschung treffen könnte? Rechne ich mit dem Unberechenbaren oder erwarte ich nur das, was ich erwarten, planen, selbst beeinflussen kann?

Erzbistum München und Freising
Thomas Jablowsky
Diakon im Pfarrverband Brannenburg-Flintsbach

Präsenz im Superlativ

21. Dezember

Wenn ich auf das vergangene Jahr zurückblicke, fallen mir viele kleine Momente ein, die für mich etwas tiefgehendes, ja „adventliches“ innehatten.

Als Hochschulseelsorger führe ich zahlreiche interkulturelle und interreligiöse Gespräche. Besonders nachhaltig prägte mich im vergangenen Jahr ein Gespräch mit Studierenden aus Kamerun. Einer der Studenten, der seit einigen Jahren in Deutschland lebt, hatte bei der Unterhaltung zunächst mehr zugehört als von seinem eigenen Glauben preiszugeben. Auf Nachfragen aus der Gesprächsrunde sagte Olivier etwas verschämt, dass er ein Anhänger einer afrikanischen Naturreligion sei. Doch kurz darauf platzte es aus ihm heraus, welch große Bedeutung die Ahnen für ihn hätten und der Glaube an einen Gott. Er erzählte von Zeremonien und seiner festen Überzeugung, dass seine verstorbenen Verwandten und Nachbarn bei ihm und seiner Familie sind. Er erinnere und orientiere sich an ihre guten Angewohnheiten und ihrem Handeln, so ließ er uns wissen.

Im Austausch kamen wir dann auch auf die christliche Tradition zu sprechen, das Totengedenken und die Heiligenverehrung. Dabei fiel mir auf, dass bei mir selbst oft die nächsten verstorbenen Menschen nur in Gebetsanliegen auftauchen. Der Tod wird in unserer Gesellschaft oft verdrängt, er ist fast schon ein Tabu. Die enge Verbindung mit den Verstorbenen im Hier und Jetzt war für Olivier hingegen selbstverständlich. Seine Sehnsucht und Begeisterung über Gottes Allgegenwärtigkeit und das Beisammensein mit den vorangegangenen Menschen steckten unsere ganze Gesprächsrunde an.

Ich selbst erinnerte mich dabei an lateinamerikanische Gottesdienste, in denen der Name der verstorbenen Personen gerufen wird und die ganze Gemeinde laut „presente“ ruft. Das ist ein wunderschöner Ausruf der Verbundenheit und der Hoffnung! Der Tod wird nicht übergangen, aber er hat auch nicht das letzte Wort.

Die Gegenwart aller Menschen und die Präsenz und Liebe Gottes stehen somit klar im Zentrum des gelebten Glaubens. Genau dies verweist mich auf die doppelte Botschaft des Advents: Wir erinnern uns daran, dass Gott in Jesus im Elend einer von uns wurde und so sein Dasein unter den Menschen auf einen Superlativ trieb. Aber gleichzeitig ersehnen wir seine alles neue machende Wiederkunft, die unser Denken und Leben bei weitem übersteigt.

Bistum Augsburg
Michael Rösch
Pastoralreferent in der Katholischen Hochschulgemeinde Augsburg