Vor kurzem wieder einmal diese endlos erscheinende Schlaufe am Telefon. Wenn man diese Stimme hört, sind das ja meistens keine Sekunden, die man richtig feiert, sondern sie sind ziemlich langweilig.
Dass eine Verbindung aber gehalten wird, ist eigentlich das größte Geschenk, das wir bekommen können. In diesem Jahr ganz besonders.
Die Maßnahme der Regierungen, von heute auf morgen die Grenzen zu schließen, hat mich erschüttert. Das war zwar verständlich, absolut verantwortungsbewusst und hat alles seine Berechtigung; doch zugleich war und ist das besorgniserregend.
Die plötzliche Erkenntnis, dass wir Freunde, Kollegen und Familie auf der ganzen Welt nicht mehr „einfach“ sehen können, und dass wir privilegierten Deutschen wieder einmal darüber nachdenken, wie es eben ist, wenn man nicht maximalen Zutritt hat zu unserer Welt - so wie wir Europäer das gewohnt sind - war notwendig und beklemmend.
Würden wir uns an die geschlossenen Grenzen zu sehr gewöhnen? Wie würden wir es schaffen, diese wertvollen Kooperationen aufrecht zu halten? All diese familiären, freundschaftlichen und kooperativen Verbindungen sind ja die Grundlage für eine sinnvoll funktionierende Weltkirche. Sie sind der Kern unseres globalisierten Planeten und sind vielleicht die größten Schätze, die wir uns - global gesehen - aufgebaut haben.
Und dann bin ich gewissermaßen aufgewacht. Durch das Klingeln meines Email-Postfachs, durch Mails unserer Partner und Partnerinnen auf der ganzen Welt. Vom Klingeln der Anrufe und Nachrichten aus verschiedenen Ländern. Von Bildern und Sprachnachrichten über alle möglichen Kanäle.
Projektpartner, die besorgt nach Deutschland blickten und uns Kraft und Zuversicht wünschten, Missionare und Missionarinnen, die sich eigentlich auf ihren Heimaturlaub gefreut hatten und sich jetzt um die aussichtslosen Situationen der Tagelöhner in ihrem Land kümmerten. Freunde aus aller Welt, die sich - wie sonst auch - erkundigten, wie es uns geht und einfach zum Gespräch anriefen.
Satelliten, Telefonleitungen, Internetverbindungen und auch die Post - was sind das für unglaubliche Erfindungen! Noch haben wir zwar nicht die beste Lösung für die Umweltbelastung, die damit einhergeht, aber auch hier die Hoffnung: Nur durch ehrliche nachhaltige globale Kooperation werden wir zu Lösungen kommen. Aufeinander Acht geben funktioniert nur durch gegenseitiges Wahrnehmen, Kontakt halten und Verbindungen pflegen. Das haben auch die letzten Monate wieder bewiesen.
Jetzt schon freue ich mich auf Weihnachten. Weihnachten ist nicht nur ein Anlass, sondern ein guter Grund unsere Verbindungen wieder einmal mit Leben zu füllen und uns gegenseitig der Gedanken aneinander zu versichern.
Und jeder Anruf, jede Mail und jede Kurznachricht sagt mir: „Ihre Verbindung wird gehalten - düüüdüüüdüü - Ihre Verbindung wird gehalten.“
Bistum Regensburg
Ruth Aigner
Fachstelle Weltkirche des Bistums Regensburg