Der Advent ruft uns in besonderer Weise auf, wachsam zu sein für das Kommen Jesu und seiner Botschaft von der Endzeit. Modern ausgedrückt heißt das, wir sollen aufmerksam, achtsam sein. In meinem Fitnessstudio gibt es inzwischen auch Meditations- und Aufmerksamkeitskurse.
Sich selbst wahrnehmen, auf seinen Körper hören, was gerade dran ist, was ich wirklich brauche, was mir guttut. Schön und gut, aber darum geht es Jesus nicht. Er hat die endzeitliche Perspektive, wenn Raum und Zeit keine Rolle mehr spielen, also auch nicht mehr unser irdischer Körper.
Wo Jesus aber ganz modern ist: Er erinnert an die Unberechenbarkeit des Lebens. Das gilt im Guten wie im Schlechten.
Ich denke an die Frau, die im Alter noch fit und gesund war, viele Pläne hatte. Der Schlaganfall hat von heute auf morgen alles verändert. Ich denke an das junge Paar, das sich so sehr Nachwuchs wünschte, es aber nie geklappt hat, bis eines Tages dann doch die Nachricht über die Geburt kam. Oder auch an die Autofahrerin, der während der Fahrt eine Betonplatte aufs Auto fiel.
Das Leben ist unberechenbar, auch nicht wirklich vorhersehbar, bei allen Analysedaten und Hochrechnungsmöglichkeiten, bei allen technologischen Möglichkeiten. Leben bleibt überraschend, positiv wie negativ.
Deshalb frage ich mich in diesen Wochen vor Weihnachten: Lebe ich so, dass mich auch die letzte irdische Überraschung treffen könnte? Rechne ich mit dem Unberechenbaren oder erwarte ich nur das, was ich erwarten, planen, selbst beeinflussen kann?
Erzbistum München und Freising
Thomas Jablowsky
Diakon im Pfarrverband Brannenburg-Flintsbach