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Eins um das andere

23. Dezember

Wir singen im Advent oft das Lied „Wir sagen euch an“, 2. Strophe: „So nehmet euch eins um das andere an, wie auch der Herr an uns getan“. Auf meine Frage, was das denn bedeute, antwortete meine Tochter, damals 10 Jahre alt, „dass man im Advent eins nach dem anderen tun soll und nicht immer so hektisch.“ 

So hat der Text dieser Strophe für mich mehrere Bedeutungen bekommen: Sich umeinander annehmen, im bayrisch-österreichischen „eins ums andere“ – ein Menschenkind solle sich um das andere kümmern. Dabei ist „sich annehmen“ für mich weiter gefasst als „sich kümmern“. Es meint, Interesse zeigen, andere wahrnehmen in ihren Sorgen, Nöten und Freuden. Es meint dabeibleiben, miteinander aushalten, auch füreinander beten. Und natürlich meint es auch die tatkräftige Hilfe. 

Hinzugekommen ist für mich die Erklärung meiner Tochter: Im Advent, wo oft so viele Aufgaben anstehen, eines nach dem anderen tun, das Wichtigste zuerst. Da stellt sich die Frage: Was ist denn jetzt das Wichtigste? 

Im Lied heißt es weiter: „… wie auch der Herr an uns getan“. Jesus nimmt sich um die Menschen an. Das Wichtigste ist für ihn der Mensch, der gerade vor ihm steht, der Mensch, der leidet, der sucht oder ihm eine Frage stellt. 

Und immer wieder finden sich in den Evangelien Momente, wo das Wichtigste für Jesus seine Verbindung zu Gott ist, wir sagen: er betet. 

Bei meiner Überlegung: „Was ist jetzt das Wichtigste?“ komme ich immer wieder auf den Gedanken: Erstmal kurz vor die Türe gehen, durchatmen und Gott bitten: „Gib mir die richtigen Worte“ oder einen Moment innehalten und Gott um seinen Beistand bitten für einen Menschen, an den ich gerade denke, oder am Abend auf den Tag zurückschauen und alles, was mir begegnet ist, in Gottes Hand legen. 

Daran denke ich, wenn wir singen „so nehmet euch eins um das andere an“ – und das finde ich ein gutes Programm für den Advent. 

Bistum Passau
Brigitta Neckermann-Lipp
Exerzitienreferentin im Bistum Passau

Im Gefängnis: „Ich von Gott?“

23. Dezember

Im Gefängnis wünschen sich viele Gefangene einen Rosenkranz. Als Rahmen um ein Familienbild gehängt oder Schmuck um den Hals ist die Freude über einen Gegenstand groß, der im Alltag draußen immer weniger Bedeutung hat.

Um die Tradition hinter dieser Ansammlung an Perlen kennenzulernen, lud ich zur Rosenkranzandacht ein. Drei Gefangene meldeten sich interessiert für das Angebot an und durch Mundpropaganda kamen zwei noch am Tag spontan dazu.

Gemeinsam beteten wir nun in der Anstaltskapelle den freudenreichen Rosenkranz und kamen im Anschluss ins Gespräch. 

„Da betet man zu Jesus als Gott, oder? Wenn man da betet: Sohn Gottes?“ fragt einer der spontanen Teilnehmer. Sofort rotieren die Gedanken in meinem Kopf: War der Gefangene muslimisch oder jüdisch? Hat ihn das wiederholende Gebet mit dem Inhalt verletzt oder verärgert?

Da kommt die rettende Antwort von nebenan: „Du bist doch auch ein Kind Gottes!“ Kurzes Schweigen, dass nach einem nachdenklichen Schmunzeln abgelöst wird: „Ich von Gott?“

Ja, Gott und du. Gott mit dir. Gott in dir. Gott in jedem von uns. 
In Jesus, als Sohn Gottes, ist das göttlich Menschliche erschienen. 
In Jesus wurde Gottes Liebe und Zuwendung greifbar.  
An Weihnachten feiern wir dies und sollen dieses göttliche Kind begrüßen. 
Jesus und unser eigenes göttliches Kind in uns.

Für mich war dieses Rosenkranzgebet mein Adventsmoment 2022, denn es folgte die Bitte, weiter im Gespräch zu bleiben auf der Suche nach dem göttlichen Kind. 

Erzbistum Bamberg
Stefanie Eckstein
Gemeindereferentin im Seelsorgebereich Bamberger Westen´