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Krimidinner - Ein Experiment im Advent

23. Dezember

Advent, das sind auch die Tage, an denen man sich Zeit für ungewöhnliche Dinge nimmt. Am Wochenende machen wir deshalb mit einer befreundeten Familie ein Krimidinner.

Wir haben ihnen die Box dazu vor einiger Zeit geschenkt und jetzt ist es so weit. Unser Wohnzimmer wird sich dazu in ein Modeatelier in den 60er Jahren in Paris verwandeln und wir mit. Denn dort, so erzählt es die Geschichte in der Box, fand der Mord statt. Wir haben Stoffrollen, eine große Schneiderschere und die passenden Klamotten besorgt. Dazu wird ein französisches Menü gekocht.

Was für ein Aufwand denkt man vielleicht. Wozu das alles? Einen schönen Abend mit Freunden könnte man durchaus ohne all die Accessoires verbringen. Aber ich freue mich darauf, in eine andere Rolle zu schlüpfen, meine Familie und Freunde einmal in anderen Rollen zu erleben und sie vielleicht dadurch noch ein Stück besser kennenzulernen.

Wie werden Sie sich in ihre Figuren einfinden, wie werden wir gemeinsam den Mordfall lösen. Wird es uns überhaupt gelingen? Werden auch die Kinder durchhalten? Es ist ein kleines adventliches Experiment, etwas, was ich in meinem immer gleichen Alltag selten erlebe. Aber ich bin schon jetzt sicher, eines, das guttun wird.

Karsten Schmid
Freier Journalist und Autor für Verkündigungsbeiträge auf Antenne Bayern

Erzbistum München und Freising

Jemand muss doch…

23. Dezember

Vor einem halben Jahr bin ich umgezogen. Ich wohne jetzt in einer privaten Mietwohnung mitten in einem neu hochgezogenen Stadtviertel. Jung, modern, urban. Hohe Fluktuation, viele Nationen. Hier lebt ein bunter Querschnitt der Stadtbevölkerung: Junge Familien, Studenten, IT-Fachleute aus Indien, viele Singles, viele Akademiker. Unter mir wohnt eine ukrainische Flüchtlingsfamilie, weiter drüben ein älteres Ehepaar, dem das Haus mit Garten zu groß geworden ist. Die Atmosphäre ist etwas anonym, aber eher diskret als desinteressiert.

Für mich persönlich ist diese Art zu wohnen eine neue Erfahrung. Seit meinem Studium habe ich immer in kirchlichen Häusern gelebt. Bei Priestern ist das meistens so: Dienst und Wohnen gehen fließend ineinander über. Es gab immer eine Wohngemeinschaft um mich herum, die teils auch Tisch und geistliches Leben miteinander teilte. Das ganze Leben spielte sich von früh bis spät in einem kirchlichen Ambiente ab. Jetzt lebe ich in einem gänzlich säkularen Umfeld.

Ich fand von Anfang an den Gedanken reizvoll, als Mann der Kirche in diesem Umfeld zu leben und still und unaufdringlich den Gedanken an Gott in dieser ganz und gar „weltlichen Welt“ wach zu halten. Der Gedanke ist mir vertraut aus dem „Gebet des Klosters am Rande der Stadt“ der Schweizer Ordensfrau und Schriftstellerin Silja Walter. Ich trage diesen Text seit vielen Jahren als Datei auf dem Handy mit mir herum. Er ist mir wichtig geworden in der Frage, was Kirche sein kann und wie es gehen kann in den Veränderungen, die wir erleben. „Jemand muss zuhause sein, Herr, wenn du kommst“, heißt es da. „Jemand muss dich erwarten.“ Und weiter unten: „Wachen ist unser Dienst, wachen. Auch für die Welt. Sie ist so leichtsinnig, läuft draußen herum und nachts ist sie auch nicht zuhause. Denkt sie daran, dass du kommst? Dass du ihr Herr bist und sicher kommst?“

Daran muss ich oft denken, wenn ich die Vesper bete an meinem Küchentisch und meinen Blick über die vielen erleuchteten Fenster um mich herum schweifen lasse. Bei der Diakonenweihe hat der Bischof uns Weihekandidaten gefragt: „Seid ihr bereit, aus dem Geist der Inner­lichkeit zu leben, Männer des Gebets zu werden und in diesem Geist das Stundengebet als euren Dienst zusammen mit dem Volk Gottes und für dieses Volk, ja für die ganze Welt zu verrichten?“ Dieses Weiheversprechen hat für mich in meiner neuen Umgebung noch einmal eine ganz andere Qualität bekommen. Die Welt um uns herum interessiert es vielleicht nicht, dass wir Christen sind, dass wir als glaubende Menschen danken und bitten und segnen, wach­sam sind und den Herrn erwarten.

Aber wer weiß, was es bewirkt…

Martin Priller
Domkapitular und Schulreferent im Bischöflichen Ordinariat Regensburg

Bistum Regensburg