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Steh auf!

24. Dezember

Als Fußballfan gehe ich hin und wieder ins Stadion. Ähnlich wie in Gottesdiensten stimmen Fans dort während eines Spiels kurze Gesänge oder Rufe an. Als beim letzten Spiel „meine“ Mannschaft führte, wurde den Gästen zugerufen: „Ihr könnt nach Hause fahrn!“ Wenn Fans mit Entscheidungen nicht einverstanden sind, ist ab und an der nicht sehr freundliche, aber auch nicht ernst gemeinte Ruf vernehmbar: „Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht.“ Ich bin dankbar, dass ich bei einer zu langen Predigt noch nie hören musste: „Pfarrer, wir wissen, wo dein Auto steht.“ Ein weiterer Aufruf schallt häufig durch die Stadien: „Steht auf, wenn ihr … seid.“ Die Fans, die sich angesprochen fühlen, stehen auf, es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Es wird lauthals und freudig gesungen, ein schöner Moment.

Jesus, auf dessen Geburtsfest wir uns im Advent vorbereiten, schenkt in den Evangelien mehrmals Menschen den Zuspruch: „Steh auf!“ Steh auf! Das gilt auch für uns heute. Wir dürfen innerlich aufstehen bzw. uns aufrichten, weil Gott „im Spiel“ unseres Lebens bei uns ist. Er wurde an Weihnachten Mensch, er ist gekommen, um uns aufzurichten; er schenkt uns eine Hoffnung, die über die Stadien dieser Welt hinausreicht. Was für eine schöne, wertvolle Botschaft!

In einem Adventslied heißt es: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit … der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt.“ Ich wünsche Ihnen, dass Sie bei allen Ängsten, Nöten und Herausforderungen dieser Tage im Blick auf die Frohe Botschaft mit Freude in die Hoffnungsgesänge der Advents- und Weihnachtszeit einstimmen können, dass sie immer wieder innerlich aufstehen - denn Gott ist mit uns.

Bistum Augsburg
Pfarrer Reinfried Rimmel
Leiter der Abteilung Evangelisierung im Bistum Augsburg und tätg in der Pfarrseelsorge

Weihnachten im Buswartehäuschen

24. Dezember

… das klingt wie eine jener Weihnachtserzählungen, in denen ein armer, trauriger, von den Unbilden des Lebens gepeinigter Mensch am Heiligabend doch noch ein bisschen Glück findet, und sei es für diesen Abend, in der Heiligen Nacht, in der sich alles wundersam fügt.

Es war aber ganz anders. Einige Wochen vor dem Fest erhielt ich den Anruf eines Pfarrers aus der Umgebung. Ob ich für ihn einen Heiligabend-Gottesdienst übernehmen könne. In einem kleinen Dorf, in dem ich schon früher immer wieder einmal war. Ich konnte noch zusagen, also tat ich es. Kurz darauf zweifelte ich schon: Der Gottesdienst würde, coronabedingt, auf dem Dorfplatz hinter der Kirche stattfinden, hörte ich, doch solle ich mir keine Sorgen machen, alles würde schön hergerichtet werden und ich könne ja ohnehin geschützt im Buswartehäuschen Platz nehmen. Meine Güte, ob ein Plexiglasverschlag wirklich der richtige Rahmen sei? Daran dachte ich, ohne eine Vorstellung von den näheren Örtlichkeiten zu haben. Nein, nein, ich würde schon sehen! Und solle es einfach auf mich zukommen lassen.

Gesagt, getan. Als ich am Heiligabend an Ort und Stelle angekommen war, konnte ich meine Überraschung nur mühsam verbergen. Das Buswartehäuschen: auf drei Seiten bis zur Hälfte mit großen Ziersteinen gemauert, danach ringsum eine aufgesetzte Holzverkleidung, obendrauf eine Art Satteldach. Nach vorne offen, und dort hatte man einen Tisch als Altar hineingestellt, dahinter war die Holzbank aus dem regulären Betrieb und alles mit Grün geschmückt. Sogar genug Licht gab es drinnen. Ein wahres Kleinod. Wie die Szene in einer Dorfkrippe, nur „in echt“. Einfach herrlich! Und vor mir? Wohlgeordnete Bierbänke, so festlich geschmückt, dass man ihnen ihre profane Herkunft kaum mehr ansah. Dazu Fackeln und Kerzen. Und natürlich, alles auf Abstand.

Eine Atmosphäre, ein Gottesdienst, der nicht nur mir im Gedächtnis blieb: Der Trost der Heiligen Nacht breitete sich aus und ließ für eine Stunde der ganzen Corona-Trübnis keine Chance. Und was soll ich noch sagen? Vor dem Gottesdienst hatte es zwei Stunden lang geregnet und beim Auszug fing es wieder an. Dazwischen mild und trocken.

Erzbistum Bamberg
Domkapitular Prof. Dr. Elmar Koziel
Leiter der Stabsstellte Ökumene und interreligiöser Dialog / Hochschulen, Rektor der Bildungs- und Tagungshäuser Vierzehnheiligen