Der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski lebte im 19. Jahrhundert, einige Jahre davon auch in Dresden. Dort besuchte er gerne den Zwinger, die berühmte Gemäldesammlung mit Werken der großen europäischen Meister. Ein Bild hatte es ihm dort besonders angetan: Die »Sixtinische Madonna«, 1512 von Raffael gemalt.
Das Bild zeigt Maria mit dem Kind und am unteren Bildrand die zwei Engel, die halb belustigt, halb gelangweilt dreinschauen und fast schon so berühmt geworden sind, wie Maria und Jesus über ihnen.
Eines Tages wird Dostojewski gefragt, warum er sich die sixtinische Madonna so oft anschaut. „Damit ich am Menschen nicht verzweifle«, gibt er zur Antwort. Für ihn ging von diesem Bild eine besondere Kraft aus.
Maria mit dem Jesuskind ist für viele Menschen ein Bild der Hoffnung, ob es nun die berühmten Darstellungen der großen Künstler, wie Raffael sind, oder die Gnadenbilder in den bekannten Wallfahrtsorten oder aber die Marienfigur in der eigenen Dorfkirche. Im Advent und an Weihnachten, und auch sonst, kommen die Menschen, zünden ein Licht an, halten inne, beten, fühlen sich gestärkt. Das Bild dieser jungen Mutter, die das Kind in ihren Armen trägt bedeutet den Menschen viel.
Warum? Weil Maria Ja gesagt zum Leben und zur Verheißung Gottes, ohne zu wissen, wie alles werden wird. Sie hat nicht alles durchschaut, aber sie hat sich eingelassen. Ein Leben ohne doppelten Boden.
Darum steht Maria mit dem Kind für unser Vertrauen, dass es gut wird und Gott immer wieder einen neuen Anfang schenkt. Solche Bilder brauchen wir. Sie helfen uns weiter in schweren Zeiten, damit darauf vertrauen: Morgen ist ein neuer Tag.
Markus Bolowich
Pfarrer der Katholischen Innenstadtkirche Nürnberg Unsere Liebe Frau - St. Elisabeth im Seelsorgebereich Nürnberg Mitte-Nord-West