Ich war 12 Jahre alt, da bekam ich meine erste Gitarre geschenkt. Schon nach wenigen Tagen konnte ich die ersten Melodien klimpern. „Yesterday“ von den Beatles spielte ich rauf und runter. Aber es klang irgendwie seltsam. Obwohl ich alle Töne richtig traf, stimmte irgendwas nicht.
Einmal war mein Onkel Horst zu Besuch. Er hörte zu, wie ich spielte. Und auch merkte: Da stimmt etwas nicht. Ein Ton war falsch.
„Fis“, rief er.
„Was?“
„Du musst ein Fis statt ein F spielen.“
„Aber hier steht doch F.“
„Ja“, sagte Onkel Horst. „Aber das Stück ist in G-Dur. Schau, am Anfang, das Vorzeichen, ein Kreuz. Das gilt für das ganze Stück. Es erhöht den Ton F immer um einen Halbton - zu einem Fis. Und schon stimmt’s wieder.“
Das Vorzeichen. Das kannte ich bis dahin noch nicht. Seitdem denke ich daran - nicht nur beim Musizieren. So ein Vorzeichen steht auch über meinem Leben. Ich muss da nur ein kleines Kreuz machen. Und schon stimmt’s wieder.
Bernhard Löhlein
Redakteur in der Stabsstelle Medien und Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Eichstätt