Ein Spaziergang am späten Nachmittag. Nur mal kurz raus, denn eigentlich war das Wetter den Tag über mäßig: Hochnebel, alles grau in grau, es wollte wieder mal gar nicht richtig hell werden. Auch die Stimmung hätte ein wenig Aufhellung gut vertragen. Obwohl, genau besehen war es so: Seit Mittag, so konnte man den Eindruck haben, war es mit der bloßen Eintönigkeit vorbei. Die Sonne selbst hielt sich zwar verborgen, aber im Einheitsgrau zeigten sich nun immer mal hellere Streifen und Flecken. Bis die wieder verschwanden - um nach einer Weile stärker oder schwächer wiederzukehren. Und jetzt, kurz vor der Dämmerung? Mit einem Mal wurde es so licht und hell wie den Tag über noch nicht. Eine Art Aufbäumen, bevor die Szenerie sich für heute dem Dunkel überlassen musste.
Das stundenlange Schauspiel: Es wirkte wie ein Wettstreit zwischen Licht und Dunkel, wie ein langes Ringen des Lichts, schlussendlich den Sieg davonzutragen. Und man selber war Zeuge, Beobachter - und doch vor allem Betroffener, denn man hatte es gewissermaßen an Seele und Leib auszubaden, was sich da am Himmel tat.
Mir kommt in den Sinn: Auch in der Bibel ist immer wieder die Rede vom Licht, das das Dunkel erhellt. Und auch dort geht es um einen lichten Entschluss, der wo ganz anders getroffen wurde - wir feiern ihn als Fest der Menschwerdung des Gottessohnes - und dessen Wirkungen das Leben verändern wollen. Was Weihnachten aufgeleuchtet ist, geht deshalb über in eine Geschichte, in der das göttliche Licht darum ringt, tatsächlich anzukommen und seine heilsame Kraft zu entfalten. Ein Geschehen, an dem nun freilich jede und jeder auch selbst Anteil nehmen kann.
Domvikar Prof. Dr. Elmar Koziel
Rektor der Bildungs- und Tagungshäuser Vierzehnheiligen