Wenn irgendwo im Hintergrund Musik läuft, dann bin ich schnell abgelenkt. Ich kann nicht anders: Ich will hören, ob ich es kenne und ob es etwas ist, dass mir gefällt. Ich merke zwar, dass das meine jeweiligen Gesprächspartner irritiert, aber was will ich machen – schließlich bin ich ja auch irritiert. Als „Gedudel“ bezeichnet man diese Hintergrundgeräusch-Kulisse ja gerne und die kann schnell auf die Nerven gehen. Zum Beispiel schaffen das bei mir die immer gleichen Lieder, die einem in der Advents- und Weihnachtszeit im Radio zugemutet werden. Aber so ist das mit dem Gedudel: Der Dudelsack der Schotten wurde sogar als Kriegsgerät eingesetzt, das den Feinden auf die Nerven gehen sollte, so eine Art psychologische Kriegsführung.
Anders geht es mir allerdings mit dem „Dudele“. Das ist eine in der jüdischen Tradition bekannte Gebetsform. Ihr Kennzeichen: Der Beter drückt seine Freude darüber aus, dass er zu Gott Du sagen kann – und er macht das, in dem er diese Anrede immer und immer wiederholt. „Wo ich stehe: Du. Wo ich gehe: Du. Bloß Du. Nur Du. Aber Du. Immer Du.“, formuliert zum Beispiel der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber in seinem Dudele. Gott ist mir im Du ganz nah. Das geht mir nicht auf die Nerven, im Gegenteil: Ich kann es gar nicht oft genug hören – und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
Bistum Würzburg
Burkard Vogt
Bildungsreferent im Martinushaus Aschaffenburg