Ich bin nun schon einige Zeit als Opa unterwegs und habe viel Freude an den Kleinen. Doch an eine Sache werde ich mich wohl nie gewöhnen: das Wickeln. So eine volle Ladung kann schon mal ungehörig riechen. Wohl dem, der lange die Luft anhalten kann.
Doch jetzt ist mir aufgefallen, dass dieses Wickeln sogar in der Bibel vorkommt. Die Engel verkünden beim Evangelisten Lukas die Geburt des Gotteskindes mit „Halleluja“ und „Ehre sei Gott“ und geben als Erkennungszeichen an, dass man das Kind in Windeln gewickelt in einem Stall finden kann. Diese Angabe ist nicht sehr hilfreich: Ställe gab es viele im Palästina dieser Zeit und Windeln braucht jedes Kind. Da könnten die Hirten lange suchen. Lukas wollte etwas anderes sagen: Das Kind ist nicht in einem Palast zu finden, wie man es vom Retter der Welt annehmen könnte. Und es ist ganz Mensch wie wir, denn Windeln braucht es, weil es – verzeihen sie die Offenheit - in die Hose macht. Ohne das ist Menschsein auch für den Gottessohn nicht zu haben.
Wer die Bibelstelle so liest, ist nicht in der Gefahr, vor lauter „Gloria“ oder „Stille Nacht“ aus dem Blick zu verlieren, um welche harte Realität es an Weihnachten geht - und das bis heute. Gott wird Mensch in eine Welt hinein, die sich gerade mal wieder an einigen Ecken ziemlich besch … anfühlt und wo das Unrecht zum Himmel stinkt. Und trotzdem und gerade deshalb ist es ein Hoffnungslicht für mehr Menschlichkeit, das uns da aufgeht. Daran will ich denken, wenn ich das nächste Mal mit Wickeln dran bin.
Burkard Vogt, Redakteur im Medienhaus
Bistum Würzburg